Wünsche, Erwartungen und Vorstellungen

Ich möchte frei dir gegenüber sein…frei von Wünschen, Erwartungen und Vorstellungen. Denn sie führen zu nichts und wenn, dann nur zu Unfrieden. Erst bei mir, dann bei dir und dann zwischen uns beiden. 

Ich möchte mir nicht überlegen, was du anziehen sollst aufgrund bestimmter Temperaturen, Tagespläne usw. und dann verärgert sein, wenn du dich nach deinen Vorlieben kleidest. Ich möchte, dass du selbst die Welt entdeckst und kennenlernst. Ich möchte dir vertrauen.

Ich möchte mir nicht denken, dass beim Essen Komponente x und y besser zueinander passen als x und z und dann mürrisch sein, wenn du das Essen nach deinen Vorstellungen zu dir nimmst. Ich möchte, dass du dich und deinen Geschmack selbst entdeckst. Ich möchte dir vertrauen.

Ich möchte mir nicht vorstellen, welche Aktivitäten heute am besten für dich wären und dann genervt sein, wenn du dich für etwas komplett anderes entscheidest. Ich möchte, dass du du selbst bleibst und nach deinen Interessen lebst. Ich möchte dir vertrauen.

Ich möchte nicht eine bestimmte Uhrzeit im Kopf haben, zu der du ins Bett gehen musst. Und dann frustriert sein, wenn du lange zum einschlafen brauchst. Ich möchte, dass du selbst merkst, wenn du müde wirst und dich zur Ruhe legen willst. Ich möchte dir vertrauen.

Und doch ertappe auch ich mich bei diesen Gedanken. Weil auch ich noch nicht frei bin. Frei von Wünschen, Erwartungen und Vorstellungen. 

Doch ich möchte frei sein. Frei von Erwartungshaltungen, Beurteilungen, Verurteilungen und Vergleichen.

Ich wünsche mir dies für alle kommenden Eltern-Kind-Beziehungen und allen anderen zwischenmenschlichen Verbindungen. 

Und da liegt der kleine, aber feine Unterschied: Im Reflektieren und Nachdenken. Im Versuch es nach bestem Wissen und Gewissen anders zu machen als die Generationen vor uns. Und das heißt nicht, dass das Kind verwahrlost, die Eltern die Verantwortung abgeben oder das Kind einem “auf der Nase rumtanzt”. Es heißt in ständiger Kommunikation mit dem Kind zu sein. Es Leben zu lassen, ohne unseren Erwartungen entsprechen zu müssen. Loszulassen. Es gleichwertig zu behandeln und es - in ständigem Austausch - in seinem noch jungen Leben zu begleiten. Mit unserer Unterstützung und Hilfe geben wir den Kindern die Wurzeln, die sie benötigen, um eines Tages selbstbewusst fliegen zu können.

Wie sieht des bei dir aus? Bist du frei von Erwartungen und kannst die Dinge annehmen wie sie sind? Oder tust du dich schwer? Oder willst du gar nicht frei davon sein, weil du dazu stehst einfach bestimmte Erwartungen an (bestimmte) Menschen zu haben?

Ich habe gemerkt, es führt nur zu Unzufriedenheit auf allen Seiten, wenn man Erwartungen an andere Menschen pflegt. Jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich und sollte sie nicht an den Vorstellungen wie andere Menschen zu sein haben festmachen.

Achja, während ich die Erwartung habe, dass das Kind mich in Ruhe den Beitrag verfassen und veröffentlichen lässt, zieht immer mehr Zeit ins Land...während das Kind neben mir wie ein Flummi hüpft, mir 10 Fragen stellt, die Minuten auf der Uhr lauthals kontrolliert, mit mir kuscheln möchte und mir dabei abgezählte 100 Küsse gibt.

Ich denke, ich bin jetzt fertig. Fehler sehe ich keine mehr. Keine Konzentration mehr da. Fehler kannste behalten. Ich bekomme gerade geschmatzte Luftküsse.