Ich sehe dich

Ich sage dir zum wiederholten Mal, dass du das Handtuch nach dem Hände abtrocknen wieder aufhängen und nicht auf den Boden werfen sollst.

Ich erkläre dir jeden Tag aufs Neue, warum Zähne putzen wichtig ist.

Ich bitte dich, beim Tablet gucken die Kopfhörer anzuziehen, damit ich nicht unnötig reizüberflutet werde.

Ich bin verzweifelt, wenn du unbedingt heim möchtest, ich aber noch nicht.

Ich bin ungeduldig, wenn du nach Nachtisch fragst, obwohl ich erst den Tisch abräumen möchte, damit wir mehr Platz haben.

Ich bin genervt, wenn du mit mir kämpfen möchtest oder du in meiner Nähe hüpfst und mir dabei weh tust.
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Aber ich sehe dich auch.
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Ich sehe dich. Sehe wie du mir unaufgefordert etwas zum Kühlen meiner Stirn bringst.

Ich höre dich. Höre, dass du, für mich ganz unerwartet, sagst: “Ich räume den Tisch mit ab.” Und tatkräftig zupackst.

Ich fühle dich. Fühle deine Müdigkeit und Erschöpfung. Und bin dir dankbar, dass du nach einer Diskussion auf Augenhöhe einen Kompromiss mit uns eingehst.

Ich sehe dich. Sehe wie du von selbst deine Kopfhörer aufsetzt, weil du in meiner Nähe sein möchtest und weißt, dass es mir besser geht ohne die Geräusche aus dem Tablet.

Ich höre dich. Höre, wie du sagst: “Nach diesen Süßigkeiten sollten wir aber Zähne putzen gehen!”

Ich fühle dich. Fühle das Vibrieren deines Kicherns in meinem Bauch, wenn ich dich frage, wie das Handtuch denn nun wieder auf den Boden fallen konnte…und ich lache einfach mit.
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Das macht so vieles so viel einfacher. Nicht über jede Kleinigkeit aufregen und vor allem das Auge mehr auf die positiven Dinge richten - am besten beide Augen…es bringt mehr Leichtigkeit ins Leben und ich habe einen offenen Blick für die tollen Dinge, die du tust und sagst. Was würde ich sonst alles verpassen?