Autismus: Soziale Kontakte Teil 1

“Soziale Kontakte sind wichtig. Sie sind essentiell! Ohne soziale Kontakte kann der Mensch nicht leben und vereinsamt!”

So hören wir es des Öfteren. Gerade bei Kindern legt man besonderen Wert darauf, dass sie soziale Kontakte (allen Alters) pflegen - bitte nicht mit “Gleichaltrigen” gleichsetzen. Es könne sonst zu Störungen im Sozialverhalten kommen.

Soziale Isolation - das Fehlen von sozialen Kontakten - kann zu Einsamkeit führen. In diesem Zustand ist man vom sozialen Umfeld abgeschnitten.

Ausgelöst werden kann dies durch Faktoren wie Mobilitätsverlust, Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Probleme oder Behinderungen.

Sozialkontakte sind ein Grundbedürfnis des Menschen. Wir sehnen uns nach Anerkennung, Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Zugehörigkeit. Dennoch gibt es Menschen, die das Gefühl haben nicht zugehörig zu sein. Auch dies wird größtenteils durch vorgenannte Faktoren ausgelöst.

Soziale Kontakte stärken und schützen den Organismus

Der Einfluss sozialer Kontakte wirkt sich auf unser Wohlbefinden aus – wenn es die für uns richtigen Kontakte sind! Sie stärken unser Immunsystem und können vor Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen schützen.

Bei autistischen Menschen kann die soziale Interaktion und Kommunikation beeinträchtigt sein. Diese Beeinträchtigungen können ein Hindernis darstellen in Bezug auf ein zufriedenes Leben mit sozialen Kontakten und beruflicher Tätigkeit zu führen.

Ein autistischer Mensch zu sein ist nicht leicht. Jeder einzelne hat seine Struggle auf seine Weise.

Ich bin in diesem Beitrag daher immer beim Konjunktiv geblieben und bei “kann”. Denn nichts ist schlimmer als in einen Topf geworfen zu werden mit anderen Menschen.

Wir sind alle Individuen! Wir sind alle unterschiedlich! Auch wenn wir autistisch sind, so kann ein Mensch mehr mit sozialen Kontakten anfangen und der andere weniger. Der eine Mensch verbringt gerne (mehr) Zeit mit anderen (vielen) Menschen, der andere weniger.

Das liegt an vielen Punkten. Entweder an mehr Kompensation (ich will nicht sagen “besserer”, weil jeder Mensch gut ist wie er ist) oder weil der Autismus weniger stark ausgeprägt ist oder mit anderen Wesenszügen (introvertiert, extrovertiert, ADHS usw.) einhergeht. Oder es liegt schlicht an der Tagesform oder der Lebensphase des einzelnen Menschen! Umwelteinflüsse können ein großer Faktor bei der Wahl der Anzahl der sozialen Kontakte sein!

Meine sozialen Kontakte sind nahezu ausschließlich Menschen, die ich super gerne um mich habe. Mit anderen Menschen umgebe ich mich nach Möglichkeit nicht. Gleichzeitig bin ich froh, wenn ich nach Treffen mit meinen Lieblingsmenschen wieder Alleinzeit zum Regenerieren habe. Das hat nichts mit den Menschen, sondern allein mit mir zu tun. Die Zeit mit den Menschen bedeutet mir viel. Ich schätze es, diese Menschen in meinem Leben zu haben und bin glücklich darüber, dass sie mich nehmen wie ich bin und die es nicht persönlich nehmen, wenn ich mich zurückziehe. Egal, ob sie von meiner Diagnose wussten/wissen oder nicht.