Autismus: Heulsuse
Nun kam des öfteren schon die Frage nach der Empathie und den Gefühlen bei Autisten auf. Ich bin der Meinung, dafür reicht ein Beitrag nicht aus. Ich starte mal mit diesem Beitrag aus meiner Perspektive als "Heulsuse". Früher habe ich das dann immer in "schön" formuliert und gesagt: "Ich bin nah am Wasser gebaut, weil ich in Neckar-Nähe geboren wurde." ;-)
Ich möchte in Zukunft noch mehr auf das Thema Empathie bei Autisten eingehen, weil es dazu noch viel mehr zu sagen gibt! Aber das muss warten :-)
Es ist ein kleiner Einblick in meine autistische Welt. Ich freue mich, dass du hier bist und Interesse an mir und meinen Gedanken hast. Danke für deine Unterstützung!
Lasst uns weiter mit Vorurteilen aufräumen und für mehr Aufklärung sorgen!
Ich bin sehr gespannt auf deine Fragen und den Austausch mit dir.
Liebe Grüße, Jennifer
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Herzlich Willkommen auf meinem Account.
Mein Name ist Suse. Heulsuse.
Ach ne, ich heiße dann doch Jennifer.
“Du bist doch ne Heulsuse!” habe ich aber oft genug in meinem Leben gehört.
Ich weine bei jeder Gelegenheit, so könnte man meinen.
Manipuliere alles und jeden mit meinem Geheule. Wolle nur Aufmerksamkeit. Könne mich nicht zusammenreißen und würde am liebsten im Mittelpunkt stehen.
Ich kann im übrigen wirklich bei den verschiedensten Gelegenheiten weinen.
Nicht nur bei Traurigkeit, auch vor Freude und Glückseligkeit sowie vor Rührung (und da gibts ne Menge Situationen, nicht nur die klassischen!)
Ich weine nicht nur, wenn ich romantische Filme sehe oder einen Heiratsantrag in der Öffentlichkeit miterlebe.
Ich weine auch, wenn Ehemann oder Kind oder ein anderer Mensch eine aus meiner Sicht besondere Tat machen oder einfach nur, wenn der Himmel schön aussieht.
Und was hat das Ganze nun mit Autismus zu tun?
Autisten sind doch jene Menschen unter uns, die am wenigstens oder gar keine Empathie haben?!
Falsch!
Ich kann mich an vielen Kleinigkeiten im Leben und im Alltag freuen. Allerdings nehme ich Situationen, Momente und Gegebenheiten intensiver als neurotypische Menschen wahr.
Der CLOU IST:
Autistische Menschen fühlen meistens ZU VIEL. Sie wissen nicht wohin mit ihren Gedanken, Emotionen und Eindrücken und verkriechen sich dann eher, versteinern aus Überforderung was jetzt zu tun ist. Sie kommen dann gegensätzlich, also kühl und gefühlskalt, rüber.
Ich bin der Meinung: Autisten empfinden sehr wohl Empathie und haben gleichzeitig Schwierigkeiten diese zu zeigen.
Ich kann beide Extreme:
- Versteinern, nicht wissen wohin mit mir aufgrund zu vieler Gefühle.
- Gefühle zeigen: Dann aber richtig! Dann weine ich eben auch und wenn ich mich freue, mach ich das kreischend und Hände flatternd.
Vielleicht weil ich mich leicht wie ein Vogel fühle?