Autismus: Erwartungen & Veränderungen

Heute möchte ich meine Sicht der Dinge bezüglich Erwartungen (& Veränderungen) in Bezug auf (meinen) Autismus eingehen. Gar nicht so einfach, habe ich beim Schreiben gemerkt. Erst wollte ich nur etwas über Erwartungen schreiben, weil dieses Thema bei mir sehr negativ behaftet ist (Glaubenssätze, hallo!), schnell habe ich allerdings bemerkt, dass Erwartungen mit Veränderungen einhergehen und habe sie daher ebenfalls kurz angeschnitten.

Dem Thema Veränderungen möchte ich allerdings noch einen eigenen Beitrag widmen.
Es ist etwas komplex und wie du merkst ;-)

Ich hoffe, ich habe alles verständlich erklärt. :-)

Ich übe mich tatsächlich tagtäglich darin keine Erwartungen mehr zu haben. Das Leben fühlt sich damit leichter an, wenn ich mir vorstelle: "Okay, es kann so oder so kommen. Mir macht es nichts es, egal welches Ergebnis kommt. Ich werde mich nicht darüber aufregen, weil ich eben weiß, dass schnell mal alles anders kommen kann."

Mein Mantra. Meine Stütze. Meine Methode um mich und andere vor Meltdowns zu schützen.

Ich freue mich, dass du den Weg mit mir gehst und bin sehr gespannt auf deine Fragen und den Austausch mit dir.

Liebe Grüße, Jennifer

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Ich bin ohne Erwartungen. Behaupte ich immer. Und dann kommen wiederholt Situationen, in denen ich merke, dass ich enttäuscht bin, dass ich mir alles anders vorgestellt hatte und entsprechend traurig bin.

Es sieht aus wie eine Lapalie.

Die einen denken: "Nunja, dann kommt's halt anders."

Andere denken: "Was stellt die sich so an und macht ein Drama draus?"

Für mich bedeutet das in dem Augenblick aber die Welt.

Meine Welt.

Die wie ein Kartenhaus in sich zusammenbricht.

Hatte ich doch etwa Erwartungen?

Du siehst nur die schreiende, keifende, meckernde und mürrisch dreinblickende Frau, die sich wie ein Kind benimmt, sich über eine Kleinigkeit aufregt, mit nichts mehr zufrieden zu sein scheint, völlig aus sich ausbricht, verzweifelt ist und weint, nur um im nächsten Moment, schweigend und in sich gekehrt dir den Rücken zu kehren.

"Immer hast du Erwartungen!", so wurde mir stets "vorgeworfen".

Und so dachte ich darüber nach, wollte mich distanzieren von diesem "Vorwurf". Denn so fühlte sich das für mich an. Sehr negativ. Ich dachte, ich bin falsch. Mein Leben lang.

Heute weiß ich, dass Erwartungen zu haben nichts falsches ist. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Und da kommen wir dem Problem näher. Ich komme schlecht mit Veränderungen klar. Meistens weiß ich dann erst hinterher bewusst, dass ich eine Erwartungshaltung (meist an eine Situation, nicht an eine Person) hatte.

Ich weiß aber auch, dass es mir selbst nicht gut tut Erwartungen zu haben. Die meisten meiner Erwartungen waren und sind nie bewusst, sondern unbewusster Natur. Ich stolpere immer dann, wenn es Veränderungen gibt.

Dann erst stelle ich fest: Ach, ich wollte es eigentlich anders!

Und dennoch behaupte ich: Ja, ich bin ohne Erwartungen.

Heutzutage. Meistens. Weil ich es mir erarbeitet habe.

Weil es sich damit leichter lebt.

Für mich.

Aus Selbstschutz.

Weil ich mich liebe.