Autismus: Anders

Ich habe einen Text von mir recycled und in die Autismus-Reihe mit aufgenommen, weil er einfach dahin gehört :-)

In diesem Beitrag berichte ich aus meinem Innenleben. Wie sich das Anders-Sein für mich anfühlt. Warum ich manchmal gerne anders wäre und warum es auch okay ist, dass ich anders bin und mir das Leben entsprechend anpasse anstatt mich an die Welt anzupassen.

Es ist ein kleiner Einblick in meine autistische Welt. Ich freue mich, dass du hier bist und Interesse an mir und meinen Gedanken hast. Danke für deine Unterstützung.

Ich bin sehr gespannt auf deine Fragen und den Austausch mit dir.

Liebe Grüße, Jennifer

---

Ich wäre auch gern cool. Stark und kraftvoll. Müde erst gegen Nachmittag und erschöpft am Abend. Ein ganz normaler anstrengender Tag. Ich weiß, jeder kommt mal an seine Grenzen und auch darüber hinaus und ich will niemandem seine Gefühle absprechen. 

Aber ich will das nicht. Nicht schon völlig erledigt von ein bisschen Smalltalk auf dem Spielplatz. Nicht gereizt und am Ende meiner Kräfte von Überreizung nach einem Supermarkt-Besuch. Nicht 3 Mal überlegen müssen, ob der Ausflug Sinn macht. Wann am besten? In welchem Umfeld am besten? Mit Zeit danach auszuruhen oder auch dazwischen, um mich kurz zu sammeln. Am besten mit einer Begleitperson. 

Ich habe Sorge vor Abhängigkeit. Aber in gewisser Weise ist das ja Hilfe. Es ist Unterstützung. Und die sollte sich jeder holen, wenn nötig. Was bringt es meinem Kind, wenn ich zusammenbreche und nicht für es da sein kann? 

Dann planen wir unsere Ausflüge eben genau. Ich denke, es ist auch wichtig, dass das Kind sich sicher und geborgen fühlt und das kann es nur, wenn ich es auch tue. Strahle ich Unsicherheit aus, wirkt sich das aus. 

Ich wünsche mir für mein Kind, dass es selbstbewusst durchs Leben geht. Und dazu gehört auch eine Mama, die leider nicht alles mitmachen kann. Nicht so sein kann, wie sie es gerne möchte. 

Langsam akzeptiere ich es für mich. Dann lernt es mein Kind auch. Dann kann auch mein Kind selbstbewusst zu mir stehen und akzeptieren, dass Mama so ist wie sie ist.

Immer ihr Bestes gibt und nach Lösungen und Möglichkeiten sucht, damit der Spaß und das Entdecken der Welt und neuer Freundschaften nicht zu kurz kommen.

Ich wäre auch gern cool. Gelassen und voller Tatendrang.

Eine Frau, die normal shoppen gehen kann.

Eine Freundin, die problemlos mit ins Café kann.

Eine Mama, die tolle Ausflüge mit ihrem Kind macht.

Ich weiß, ich kann das schaffen. Ich muss nur offen sein für Hilfe und Unterstützung, muss meine eigenen Strategien finden, mich selbst immer weiter immer besser kennenlernen, dazu stehen, dass ich schneller gereizt und erschöpft bin. Mehr Zeit zum regenerieren und allein sein benötige, um auftanken und mich dann wieder auf die Menschheit stürzen zu können.