Autismus: Akustische Reize

Ich habe bereits meine Wahrnehmung bezüglich visuellen und olfaktorischen Reizen mit dir in vorherigen Beiträgen geteilt.

Heute gebe ich dir einen kleinen Einblick in meine Wahrnehmung der akustischen Reize, die für mich die stärkste unter allen ist. Warum ein kleiner Einblick? Nunja, es gäbe soviel mehr zu sagen. Aber so viel hat in einem Beitrag gar nicht Platz.

Es ist ein kleiner Einblick in meine autistische Welt. Ich freue mich, dass du hier bist und Interesse an mir und meinen Gedanken hast. Danke für deine Unterstützung.

Aufklärung schafft Verständnis.
Aufklärung schafft Gesehen-werden.

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Ich freue mich über Austausch.

Liebe Grüße, Jennifer

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Unter allen Sinneswahrnehmungen - haptisch/sensorisch, olfaktorisch, visuell usw. - sind bei mir die Antennen zu akustischen Reizen am meisten ausgeprägt.

Egal, wie meine Symptome bei Gerüchen oder visuellen Reizen wie Helligkeit, flackerndes Licht, Reflektion usw. ausfallen: Nichts toppt die Ausmaße, die Geräusche mit sich bringen.

Das heißt nicht, dass die anderen Reize nicht mindestens genauso schlimm wären und mich nicht ebenso aus dem Gleichgewicht bringen würden.

Nein, aber Geräusche sind mein Endgegner.

Zu viele Geräusche auf einmal oder bestimmte repetitive Geräusche bringen mich innerhalb kürzester Zeit an den Rand des Wahnsinns.

Was für manche Menschen vielleicht wie eine Lapalie klingt - “Ja, mich nerven manche Geräusche auch mal!” “ Ja, mir ist auch mal zu laut!” - ist für mich und mein Wohlbefinden entscheidend: In diesem Moment und eventuell sogar für den Rest des Tages.

Denn diese akustischen Reize gelangen ungefiltert in mein Gehirn und beeinträchtigen mein Sein. Sie ziehen mir viel Energie, kosten mich Kraft und lassen mich innerhalb kürzester Zeit erschöpfen.

Bin ich in der Öffentlichkeit unterwegs, nehme ich nicht nur meine Begleitperson wahr, sondern auch den Straßenverkehr, andere Gespräche, den bellenden Hund oder einen Rasenmäher. (Wohlgemerkt: Das sind die akustischen Reize. Die anderen fehlen hier noch.)

Wenn ich beispielsweise in einem Zug sitze, kann ich mich kaum mit meinem Gegenüber unterhalten. Aufgrund der vielen leisen und lauten Geräusche fällt es mir mit der Konzentration schwer.

Ich spreche dir deine Gefühle und deine Wahrnehmung niemals ab. Auch dir kann es zu laut sein. Keine Frage.

Ich möchte dich sensibilisieren für meine Art der Wahrnehmung. Ohne Reizfilter. Alles prasselnd auf mich ein, ob ich will oder nicht. Ich kann es nicht verhindern. Ich nehme alles wahr, was du nicht mitbekommst. Es bringt mich aus dem Konzept und macht mich “wütend”.

Ich nenne es lieber Meltdown.