Angststörung / Neurodivergenz - Mittendrin

Heiße Luft durchströmt mich. Alles dreht sich. Ich drehe mich. Ich laufe schneller. Will nach Hause. Glaube, dass es mir dort besser geht. Kein Schwindel, keine Beine aus Wackelpudding, die mir einen unsicheren Gang bescheren. Nicht die Gefahr, ohnmächtig zu werden und umzukippen. Raus aus der Situation. Weg von all den Menschen. Ich kann nicht mehr klar denken und fange an zu weinen.

Spaziergang. Der Zug gegenüber rauscht an mir vorbei. Ich spüre den Boden unter mir vibrieren. Mein Körper vibriert mit. Ich bekomme Angst.

Volksfest. Ich höre die laute Musik aus den übergroßen Boxen. Spüre den Bass tief in meinem Bauch. Trotz Noise-Cancelling-Kopfhörern bekomme ich noch so unglaublich viel an diversen Geräuschen mit. Ich nehme die Kopfhörer kurz ab. Und bereue es in der nächsten Sekunde. Stehe kurz vorm Overload. 

Innenstadt. Die Menschen strömen an mir vorbei. Plapper, plapper. Kichern. Geschrei. Heulen. Lautes Lachen. Hektisch. Rennend. Immer in Eile. Autos. Busse. Seltsame Gerüche. Ich bekomme ein beklemmendes Gefühl. 

Wald. Blätter rascheln. Ich sehe überall nur Herbstlaub und der Boden unter meinen Füßen ist mir fern. Ich habe keinen Halt. Es verschwimmt alles vor meinen Augen. Die Blätter. Die Bäume. Die Äste. Die eigentliche Schönheit meines geliebten Waldes kann ich nicht wahrnehmen. Ich umklammere fest mein Notfallmedikamet. Nach meinem Marschschritt bin ich endlich am Auto angekommen und fühle mich in Sicherheit. Sehr erschöpft und ausgelaugt.

Ich hatte eine meiner schlimmsten Panikattacken. Vielleicht noch abgesehen von der, die ich beim einstündigen Warten in eisiger Kälte vor der Arztpraxis in derselben Woche hatte. Ich dachte, ich sterbe vor all den Menschen - vor allem Kindern, die gerade auf dem Heimweg von der Schule waren - und fluchtartig nach Hause gerannt - trotz Arzttermin. War mir das später peinlich…

Panikattacke, Angst- und Panikstörung, Neurodivergenz, Hochsensibilität - welche Symptome nun welcher Krankheit oder Eigenheit meiner Person zuzuordnen sind - ist schnuppe! Hauptsache ich weiß - mittlerweile - damit umzugehen. Ich denke, dass sich von allem ein bisschen dahinter verbirgt. Ob mir jetzt aus Angst oder wegen eines Overloads schwummrig wird, ist egal. 

Welche Frage ich dann übrigens überhaupt nicht hören kann: Wovor hast du denn jetzt Angst?!