Alles Utopie

Es gibt Menschen in meinem Leben, die ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe.

Manchmal stelle ich mir vor, wie es ist, sie heute zu sehen. Ich habe bestimmte Dinge, die ich ihnen gerne sagen möchte. Es sind Menschen aus der Vergangenheit, die dort auch geblieben sind. Aus gutem Grund. Also lauter Ex-: Kollegen, Freunde, Bekannte, Liebhaber, Familienmitglieder. Männlich, weiblich, divers, was auch immer.

Manchmal frage ich mich, was sie heute machen. Wie sie heute aussehen. Würde ihnen gerne von meinem Leben berichten und manchmal, ja, da wage ich sogar an einen Neuanfang zu denken. 

Ein Miteinander-Aufarbeiten der Vergangenheit. Alle erzählen aus ihrer Perspektive und dann ist gut. Oder man lässt die Geschichte ruhen und lebt gemeinsam das restliche Leben weiter. Ohne Scham, ohne Gram. Ohne Animositäten und Missgunst. Ohne Vorwürfe und Vorurteile.

Dann fällt mir wieder ein, dass diese Menschen nicht dieselbe Entwicklung wie ich mitgemacht haben. Ich bin gereift. Ich habe Erfahrungen gemacht, verschiedene Erlebnisse hinter mir und ich habe mich weiterentwickelt.

Sicher haben sich auch diese Menschen weiterentwickelt, sind gereift, haben heute eine neue Sichtweise auf alte Dinge. Das heißt aber nicht, dass diese Menschen nun auf demselben Stand sind wie, auch wenn die gleiche Zeit für uns vergangen ist.

Sie können sich in eine komplett andere Richtung entwickelt haben. Ich kann nicht davon ausgehen, dass sie auf demselben Wissensstand sind wie ich oder dieselben Werte leben, weil wir alle unsere individuellen Lebensgeschichten schreiben.

Das muss ich mir immer wieder klar machen, damit ich nicht in diese Utopie verfalle.